"Ungereimte Gedichte"
und
"Verdichtete Ungereimtheiten"
"Heimat"
Land, durchtränkt
von ungeweinten Tränen,
die sich in Bächen sammeln
und zum Rhein hinfliessen.
Das ist mein Bergisches Land.
Eisen
Ich war vier oder fünf.
Vor der alten Schmiede
beugte ich mich
über Schrott von Eisen.
Ein Schatten auf der Mauer
schreckte mich -
hoch über mir ein Soldat
mit Helm und Gewehr -
ein Mann aus Eisen.
Das Bild brannte sich mir ein.
Doch
eine gleichmütige Sonne
schien weiter
auf mich -
auf die Schmiede -
den Soldaten
und auf Eisen.
Fußball oder "Das wollte ich!"
Adenauer, Nato, Wirtschaftswunder...
die ganze Welt war für mich leer,
ungerecht und ignorant,
Firlefanz und lauter Plunder.
Deshalb schmiss ich alles hin.
Schule, Abi, Karrier'.
Ich weigerte mich teilzuhaben
an dieser Gesellschaft und ihren Gaben.
Ich suchte nach einem besseren Land,
das ich leider
nirgends fand.
Doch - fußballspielen - das wollte ich.
Nachfolger werden von "Klein's Hein",
das reizte mich.
Hier habe ich mich eingeordnet,
hier habe ich "alles gegeben"
So bahnte der Fußball
- so seltsam es klingt -
den Weg für mich
"zurück ins Leben".
Lebens - Wandel
Ist es richtig,
ist es wichtig
für die Umwelt was zu tun?
"Frösche züchten, Libellen brüten"
Hecken, Igel, Kröten, Blüten...
Ja, es freut mich dieser Anblick,
nützlich ist es obendrein:
So wie es läuft, so soll es sein!
Doch
wäre es nicht sehr vonnöten,
den großen Dingen sich zu stell'n?
Gut und Böse! Schwarz und Weiss!
Rigoros und radikal
müsst' die Welt verändert werden,
sonst geh'n wir unter allemal...!?
Doch dann troll' ich mich zum Mulchen,
leg' ein Feuchtgebiet neu an,
sinniere dann beim Blumengiessen:
"Was willst du denn,
sie dreht sich noch...!"
"Rahn müßte schießen..."
"Rahn müßte schießen...
Toor - Toor - Toor!"
Das alte Sofa wurde zum Trampolin
und das enge Wohnzimmer
zum "Circus Maximus".
Lange ist's her.
Solch rauschhafte Freude
gedeiht nur auf kargem Boden
und in dünner Luft.
"Aus - aus - aus...
das Spiel ist aus!"
Manchmal wünsch' ich mir,
Rahn würde noch einmal schießen.
Noch einmal dieses Glücksgefühl,
noch einmal dieser Freudentaumel,
noch einmal Rotz und Wasser
jubeln...!
Rahn müßte schießen!
Computer
Der Computer kann alles!
Außer
lieben und hassen,
hoffen und bangen,
genießen und prassen,
sich fürchten, sich freuen,
sich sehnen, sich grämen.
Er kann nicht trauern,
er kann nicht leiden.
Sollten wir ihn deshalb
bedauern
oder ist er etwa
zu beneiden?
Kunst - Wesen
Wozu
malen, zeichnen, dichten?
Wozu Gemälde und Geschichten?
Wozu Kunst ...?
Weil sie uns die Welt erklärt!?
Weil sie uns die Schönheit lehrt!?
... das Unrecht schonungslos bekriegt!?
... gar die Vergänglichkeit besiegt!?
Weil sie zudem ein Wesen ist,
das sich nicht am Nutzen misst!?
Doch
auch dies' Wunderbare
wird - wenn's gefällt -
zur Ware.
Der Stein
Ist der Stein ein Stein,
weil er eben ein Stein ist?
Oder ist dieser Stein
ein Stein,
weil ein Mensch ihn ansieht?
Der Stein weiss es nicht!
Oder...
weiss er mehr als ich?
Der Traum
Sie stand seitlich vor mir.
Sie blickte auf ein grünes Tal.
Ihr Kleid war klar wie der Bach
und der blaue Himmel über ihr.
Ihr Haar war gelb wie die Sonne.
Sie wandte sich leise mir zu.
"Denk' an die Drei ...!"
rief jemand zum Heuboden hinauf.
"Ja, ja!" keuchte sie atemlos.
Da entglitt sie mir
im Erwachen.
